Uns Schalkern fehlen die Worte, und doch müssen wir sie finden: Rudi Assauer ist von uns gegangen. Wir sind unbeschreiblich traurig. Aber auch dankbar, dass wir ihn hatten.
Was zweifelsohne daran liegt, dass der langjährige Manager sich wie nur wenige um den Verein verdient gemacht, ja, dessen Historie geprägt hat. Das gigantische Projekt Stadionbau war Teamwork, und auch Assauer wusste, dass man solche Herkulesaufgaben nur gemeinsam schultert. So wie 1993 die Rettung vor dem Lizenzentzug und ein Jahr später die neue Vereinssatzung. Doch ohne Rudi Assauer thronte heute wohl keine VELTINS-Arena über dem Berger Feld. Sein Lebenswerk, wie er einmal betonte. Ohne ihn kein Jahrhundert-Trainer Huub Stevens, ohne ihn kein Himmelssturm der Eurofighter, keine zwei Pokalsiege und, nein, auch kein ramponierter „Pott“.
Unsere Dankbarkeit rührt auch daher, dass Assauer ein Königsblauer mit Kante war. Ein Charakterkopf, eine Spezies, wie wir sie heutzutage mitunter vermissen. Ob Fans, Verantwortliche, Mitarbeiter der Geschäftsstelle, ehemalige Spieler, Journalisten – so viele haben ihren persönlichen Assauer-Moment. Als das Wort noch nicht unter Inflationsverdacht stand, war „Assi“ längst Kult. Ein Macher und Anpacker, wortgewandt, mitunter wortgewaltig, hemdsärmelig, ein charmanter Macho und eleganter Geschäftsmann. Kein Manager hatte so viele Beinamen: „Stumpen-Rudi“, „Schlotbaron“ oder „Der Pate“ waren nur einige. Für Gerald Asamoah war er „der Manager“, Huub Stevens rief ihn „Männi“.
Für Fans bleibt er einfach ihr „Rudi“. Weil er ihnen nicht nach dem Mund redete, aber doch ihre Sprache sprach und wusste, was Schalke seinen unermüdlichen Unterstützern zu verdanken hat: „Ohne die Liebe und Zuneigung der Fans wäre der Verein längst abgenippelt.“ Als er am 19. Mai 2001 den traurigsten Tag seiner Karriere erlebte, da weinte er ungeniert bittere Tränen und brach so herrlich unvergesslich mit dem Fußballgott. Und Himmel, was konnte er fluchen, poltern, schimpfen. Aber wie Assauer Jahre später vor Jiri Nemec stand, um ihn zu verabschieden, da zitterte diesem harten Hund die Stimme und er flennte hemmungslos, dass man unweigerlich mitschluchzte.
Er rührte uns auch, indem und wie er seine Erkrankung öffentlich machte. Diagnose Alzheimer. Während der Geist langsam erlischt, lebt der Körper weiter. Rudi Assauer gewährte in einem Buch und einer Fernsehdokumentation einen ungeschönten Blick auf sein verblassendes Leben. Ein letzter selbstbestimmter Tabubruch. Noch einmal gab er den Kämpfer, holte er aus zum Befreiungsschlag und machte anderen Menschen Mut. Unbewusst gab er den Startschuss für die nach ihm benannte Initiative, die seinem Charakter und Handeln entspricht: volksnah, ohne Berührungsängste, über den Tellerrand hinausblickend.
Da hatte sein Tod auf Raten längst begonnen. Dass er nun friedlich eingeschlafen ist in den Armen seiner Tochter Bettina Michel, tröstet. Und dennoch erschüttert uns der endgültige Abschied von diesem bedeutenden Schalker.
Lieber Rudi, hoffentlich haben sie, wo du jetzt bist, ein Pils und eine Zigarre für dich. Lass es dir gutgehen. Wir werden dich nie vergessen und ebensowenig, was du für uns getan hast. Danke!